Die CO2-Emissionen sind in Deutschland zwischen1970 und 2007 um etwa achtzig Prozent gestiegen. Bis 2030 rechnen Experten mit einem weiteren CO2-Anstieg um 45 bis 110 Prozent. Diesen Trend könnte man ganz einfach durchbrechen, indem man CO2 eine Preis gibt und den weltweite Ausstoß begrenzt: Was bislang vermeintlich umsonst war, muss dann auf einem fairen Markt zu einem auszuhandelnden Preis bezahlt werden. Auf diesem Markt versucht jeder, seine Kosten gering zu halten und seine Gewinne zu maximieren.
Im Emissionshandel heißt das: Jeder hat den Anreiz seine Emissionen gering zu halten und mit den überschüssigen Rechten Geld zu verdienen. Je mehr man verbraucht, desto mehr muss man dafür bezahlen. Aber: Wenn man plötzlich bezahlen muss, was man bislang im Übermaß kostenlos hatte, kann das sehr schmerzhaft sein. Auf ein Privileg verzichten ist fast schlimmer als es nie bekommen. „Gewohnheitsrecht“ heißt das Zauberwort, mit dem Juristen an dieser Stelle hantieren, oder auch: „Besitzstandswahrung“ Deswegen gibt es überall so großes Geschrei.
Genau dies beobachten wir derzeit beim Streit um die Verteilung der Emissionsrechte: bisher wurden die Emissionsrechte kostenlos verteilt, nun sollen sie versteigert werden. Prompt schreit die Industrie und die Energiewirtschaft auf, dass dies die Strompreise explodieren lassen könnte- doch dieses Argument ist falsch, denn gerade in der Energiewirtschaft wurden die Emissionsrechte auch in der Vergangenheit bereits eingepreist- obwohl die Rechte kostenlos verteilt wurden. Diese Windfall Profits haben der Branche bis zu 5 Mrd. Euro Mehreinnahmen bezahlt. Natürlich werden sie die ersteigerten Emissionsrechte wieder einpreisen- nur dass dieses mal das Geld nicht in die Kassen der Konzerne fließt, sondern in die Staatskasse, und der kann das Geld sinnvoll für Klimaschutz ausgeben.
Etwas anders sieht dies bei energieintensiven Branchen aus, die wirklich im internationalen Wettbewerb stehen- hier können die erhöhten Kosten in der Tat zu Wettbewerbsnachteilen führen. Aber die Politik hat dies realisiert und sucht Lösungen: am besten wäre es, man würde bestimmte Branchen, die wirklich stark belastet sind, stärker entlasten- dies hat man bei der Ökosteuer auch gemacht. Dies ist zwar nicht die optimalste Lösung für das Klima, aber solange wir keinen internationalen Emissionsrechtehandel haben, eine denkbar Übergangslösung.