Welche Kosten entstehen dem Bürger durch die Energiewende?
Die Produktion von Strom, ist mittels erneuerbarer Energien zu Beginn teurer. Aus diesem Grund werden die erneuerbaren Energien mittels des erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) gefördert, die Umlage erhöht den Strompreis. Die Kosten für fossile Energien werden steigen, die für erneuerbare Energien im Zeitablauf jedoch sinken. Durch den Umbau des Energiesystems und durch das Energiesparen können steigende Kosten vermieden werden.

Wird der Strompreis stark steigen?
Da Deutschland im Europäischen Vergleich ohnehin ein hohes Strompreisniveau hat, wird es vermutlich nur leichte Preisanstiege geben. Preissteigernd wirkt der Strompreis an der Börse, dieser wird durch eine Angebotsverknappung eher steigen. Auch der Kraftwerkszubau sowie Netzausbau wirkt preissteigernd, obwohl der Netzausbau die geringere Komponente sein wird. Eine Milliarde Euro Investitionen würde den Strompreis nur um 0,3 Cent pro Kilowattstunde steigen lassen.

Welche Faktoren lassen den Strompreis sinken? Mit welcher Entwicklung ist zu rechnen?
Die Importe wirken preissenkend, da der Strom aus dem Ausland billiger ist. Auch die Zunahme des Wettbewerbs könnte sich senkend auf den Preis auswirken. Durch mehr Wettbewerb sinken die Strompreise. In der Summe wird man mit einem leicht steigenden Strompreis rechnen können.

Wie sollte die Energiewende organisiert werden?
Wichtig ist, dass man rasch beginnt. Der Ausbau der Netze und Speicher ist am dringendsten.

Ist Energiewende in dem angestrebten Zeitraum, bis 2020, machbar?
Der rot-grüne Atomausstieg ist möglich, durch das Abschalten von Atomanlagen bis zum Jahr 2021. Derzeit wird knapp 23 Prozent des Stroms aus Atomenergie gewonnen, bis 2022 kann man diesen Anteil auf Null herunterfahren. Zeitgleich kann der Anteil der erneuerbaren Energien von heute 16 Prozent auf 35 Prozent erhöht werden. Es bleiben somit aber immer noch 65 Prozent der Energieversorgung die dann fossil sein wird. Besser geeignet als Kohlekraftwerke sind Gaskraftwerke, die weniger klimaschädliche Treibhausgase produzieren und flexibler einsatzfähig sind und somit besser kombinierbar mit erneuerbaren Energien sind.

Wie realistisch sind die Vorschläge des Bundesumweltministers Norbert Röttgen (CDU)?
Sie sind realistisch, wenn der Netzausbau rasch gelingt sowie die Speichermöglichkeit ausgebaut wird. Weniger optimistisch bin ich bei der Umsetzung der Stromnachfragereduktion. Die Vergangenheit zeigt: wir sind zwar effizienter geworden, nutzen an anderer Stelle aber wieder mehr Strom- der so genannte Rebound Effekt.

Was kostet uns die Energiewende des Bundesumweltministers wirklich?
Die Umlage zur Finanzierung ist in den letzten Jahren tatsächlich stark gestiegen, in erster Linie durch die starke Nachfragesteigerungen der Photovoltaik. Um die Umlage nicht weiter ansteigen zu lassen, wenn weitere wichtige erneuerbare Energien-Projekte wie offshore-Windparks gefördert werden, müssen die Vergütungssätze für Photovoltaik angepasst werden.

Wird die Industrie einen Beitrag zur Energiewende leisten?
Die Einzahlungen in den Energie- und Klimafond können sich erhöhen. Durch die Rücknahme der Laufzeitverlängerung der AKWs werden mehr Kohlekraftwerke gebaut, dies erhöht den CO2 Preis- was wiederum die Einnahmen in den Klimafond erhöht. Hier können zusätzliche Einnahmen von jährlich ca. 200 Millionen Euro entstehen.

Nicht nur die Stromerzeugung muss effektiver und umweltfreundlicher werden, auch der Stromverbrauch ist ein wichtiger Hebel. Niedrigenergiehäuser und energiesparende Gebäudesanierungen leisten wichtige Beiträge beim Klimaschutz. Wie hoch werden die Einnahmen aus dem Verkauf von Emissionszertifikaten sein und was könnte mit diesem Geld bezahlt werden?
Die Einnahmen auf den Verkauf von Emissionszertifikaten können sich bei einem Zertifikatepreis von bis zu 20 Euro pro Tonne CO2 auf drei bis vier Milliarden Euro belaufen – mit diesen Geldern kann z.B. die energiesparende Gebäudesanierung finanziert werden.

Sind Investitionen seitens der Industrie ein wichtiger Faktor um die Energiewende in Deutschland schneller voranzutreiben?

Zum Umbau des Energiesystems sind Investitionen notwendig, die wachstumssteigernd für Wertschöpfung und Arbeitsplätze sorgen. Bis zu eine Million zusätzliche Arbeitsplätze können durch den Umbau in ein zukunftsweisendes Energiekonzept und nachhaltige Mobilität erstehen.

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