Hier Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen:

Werden sich die USA nun dank Fracking von Gas dauerhaft auf sinkende Gaspreise einstellen können?
Langfristig wird es kaum Bestand haben können. Durch eben diesen Schiefergasboom sind die Preise nun rapide gesunken, dadurch lohnen sich viele Förderungen nicht mehr, da die Kosten der Förderung von Schiefergas relativ hoch sind. Dadurch sinken wiederum die Investitionen. Wenn der Preis wieder steigt, kommen sicherlich wieder einige Förderungen hinzu. Es findet hier eine Art Schweinezyklus statt. Das heißt, die Gasförderung wird wegen des Preisrückgangs zurückgehen, die Reduktion des Angebots wird den Preis wieder steigen lassen und das wiederum wird neue Investitionen nach sich ziehen. Somit wird man mit höheren Gaspreisen in den USA rechnen müssen.

Dennoch nehmen Investitionen und Bohrungen dank vermehrter Innovationen zu, oder?
Technische Innovationen mag es vielleicht geben, aber auch die sind kostspielig. Da der Gaspreis derzeit niedrig ist, gehen die Investitionen erst einmal zurück. Außerdem sind die bisherigen Förder- Quellen wurden schneller erschöpft, als man vorher angenommen hat.

Wie sieht es langfristig mit Schiefergas aus?
Auch Schiefergas ist endlich. Weitere Innovationen bei der Förderung mögen mehr Quellen erschließen, mittelfristig werden auch diese zur Neige gehen. Zwar gibt es vergleichsweise große Vorkommen. Um den eigenen Gasbedarf in den USA jedoch über mehrere Jahrzehnte decken zu können, müssten in den USA über 380.000 neue Facking-Bohrungen gemacht werden. Selbst wenn man keine verschärften Umweltvorgaben und -regularien oder aber Akzeptanzschwierigkeiten haben sollte, bleibt es dennoch fraglich, ob derartig viele Bohrungen wirklich gemacht werden. Amerika hat eine sehr hohen Energieverbrauch, einen doppelt so hohen wie Europa. Die Fracking Strategie ist keine dauerhaft nachhaltige Strategie, wenn der Energieverbrauch in den USA nicht massiv gesenkt wird.

Und was ist eigentlich mit Öl aus Schiefer?
Die Potenziale sind geringer als die von Schiefergas. Wie auch schon die Internationale Energieagentur (IEA) bestätigt hat, sind auch diese Vorkommen endlich- und vergleichsweise teuer. Amerika wird sich nicht dauerhaft von Ölimporten unabhängig machen können. Der einzige Weg diesen Trend zu durchbrechen ist der, den eigenen Ölverbrauch massiv zu drosseln. Ohne eine Abkehr vom Öl durch neue Technologien und einem konsequenten Energiesparen wird eine solche Entwicklung nicht lange gutgehen können. Mit 200 Stundenkilometer über die Autobahn zu fahren, den Reservetank anzuwerfen und zu hoffen, dass man damit dauerhaft weiterfahren kann, ist fahrlässig. Nach immer neuem Öl zu bohren, in der Hoffnung, das geht schon noch gut, ist keine langfristig kluge Strategie.


Kann das unkonventionelle Gas durch Fracking in Europa eine Rolle spielen?

In Europa gibt es vergleichsweise geringe Mengen, anders aus in den USA oder Asien. Welche davon erschlossen werden hängt von die vermuteten Fördermangen ab und politischen Vorgaben. Anders als in den USA sind die Boden-Eigentumsrechte in Europa anders, zudem ist Europa dichter besiedelt und hat hohe Umweltauflagen. In Polen hat man Probe -Bohrungen mittels Fracking durchgeführt, was aber auch zu Ernüchterung geführt hat – einige Unternehmen haben ihre Vorhaben abgebrochen. Ähnlich wie in Polen vermutet man in Deutschland geringe Vorkommen. In Europa werden wir jedoch durch Fracking kaum das Angebot an Gas wird deutlich steigern können. Man darf auch nicht vergessen, dass es eine ausreichende Gasversorgung gibt, in Europa sind wir umgeben von möglichen Gaslieferländern wie beispielsweise Russland, Norwegen, Katar oder auch Algerien. Eine Diversifikation des Gasangebots wäre wünschenswert. Leider binden wir uns noch immer durch Gaslieferungen mittels Pipelines und langfristiger Lieferverträge an die Gaslieferanten und sind so zu inflexibel auf die Geschehnisse des internationalen Gasmarktes zu reagieren. Der Bezug von Flüssiggas wird immer attraktiver. Doch leider hat man in Deutschland anstelle eines LNG Terminals eine neue Pipeline durch die Ostsee gebaut, die uns nun sehr teures Gas über Jahrzehnte beschert.

In Asien sind die Gaspreise höher, können wir davon nicht profitieren?
Die Nachfrage in Asien nach Flüssiggas insbesondere in Japan ist in erster Linie geologisch bedingt hoch. Dennoch wird der Markt für Flüssiggas immer bedeutsamer, gerade weil die Nachfrage nach Gasimporten aus den USA derzeit stark vermindert ist und diese vielleicht sogar Gas exportieren werden. Es gibt einen deutlichen Gas- Überschuss auf dem internationalen Markt, was auch Bewegung auf die Gaspreise in verschiedenen Regionen bringen wird. Somit wird der Wettbewerb weiter zunehmen, LNG Gas immer wichtiger werden.

Die USA können sich somit ´gar nicht dauerhaft selbst versorgen? Und Europa kann nicht von den niedrigen Gaspreisen profitieren?
Europa könnte von niedrigeren Gaspreisen profitieren, wenn wir uns mehr dem Weltmarkt öffnen. Sollte die USA Strategie bei der Ölförderung kurzfristig Auswirkungen auf den Ölpreis haben, könnten wir auch davon profitieren. Die USA wiederum werden sich nicht dauerhaft vom weltweiten Energiemarkt entkoppeln können, es sei denn die setzen nun massiv auf das Energiesparen und erneuerbare Energien. Niedrige Energiepreise fördern allerdings den gegenteiligen Trend, sodass die USA mittelfristig weiterhin abhängig von Energielieferungen sein werden. Europa setzt auf das Energiesparen und den Ausbau erneuerbarer Energien, das ist die bessere Strategie.

Die USA könnten vielleicht ihr Öl-Exportverbot kippen, oder zumindest Raffinerieprodukte exportieren, oder?
Ich halte es eher für unwahrscheinlich. Einerseits, weil man das Ölangebot in den USA kaum dauerhaft derart wird ansteigen lassen können, dass man Öl exportieren kann. Anderseits hat die USA einen riesigen Ölverbrauch, sodass diese Strategie wohl eher dahin zielt, dass sich die USA unabhängiger von Ölimporten insbesondere aus dem Nahen Osten machen wollen.

In Deutschland drohen Unternehmen mit Abwanderung in die USA wegen niedriger Energiepreise..
Es ist größtenteils ein Druckmittel, um eigene Interessen durchzusetzen. Unternehmensverlagerungen sind in der Regel nicht von den Energiekosten getrieben, sondern vom Wunsch, in dem Markt präsent zu sein, wegen steuerlicher Vorteile, wegen der Qualität der Arbeitskräfte oder aber wegen politischer Stabilität. Eine seltene Ausnahme bilden sehr energieintensive Unternehmen. Auch hier muss man unterscheiden, ob Stromkosten gemeint sind oder die niedrigen Gaspreise, die beispielsweise für Chemieunternehmen relevant sind. Wenn nun beispielsweise große deutsche Chemieunternehmen mit Abwanderung aufgrund zu hoher Gaspreise in Deutschland drohen, ist dies sehr verwunderlich, da eben diese Unternehmen die North-Stream-Pipeline mit gebaut und sich so auf diese langfristigen Gasverträge haben eingelassen. Sie sind somit für die hohen Gaspreise in Deutschland mit verantwortlich.

In Deutschland will man die Emissionen deutlich senken, kann der Schiefergasboom die Pläne verhindern?
Gas spielt für die Energiewende eine wichtige Rolle, da man Gaskraftwerke aufgrund ihrer Flexibilität und vergleichsweise geringeren Emissionen gut mit den erneuerbaren Energien koppeln kann. Der Gas-Boom auch durch Schiefergas sollte genutzt werden, damit mehr Druck auf die Gaslieferunternehmen in Europa gemacht werden kann und der Gaspreis hier niedriger sein kann. Neben einem niedrigen Gaspreis benötigen wir aber auch weitere Regulierungen und Vorgaben, wie beispielsweise der Europäische Emissionsrechtehandel.