Es war eine sehr gelungene und vor allem hochkarätige Tagung zum Thema Energie und Klimaschutz, die Hans Werner Sinn am 28. und 29.5. in München organisiert hat (8. Munich Economic Summit. http://www.munich-economic-summit.com/mes_2009/about.htm
Sehr hochkarätige Referenten haben über das grüne Paradox diskutiert – eine wissenschaftstheoretische Annahme, dass die Ölscheichs Klimaschutz antizipieren und heute mehr Öl anbieten, somit die Preise in Relation fallen und somit die Nachfrage – insbesondere aus stark wachsenden Volkswirtschaften – weiter steigt – und dem Klimaschutz so nicht geholfen ist.
Es gibt drei Gründe, warum es kein grünes Paradox im Ölmarkt (mehr) gibt:

1. Steigende Ölnachfrage, und diese steigt weiter, unabhängig von den Preisentwicklungen. Die Nachfragesteigerunen überkompensieren mögliche Ölnachfragerückgänge seitens der OECD. Die OECD könnte mit Hilfe des Klimaschutzes bis zum Jahr 2030 bis zu 6 Millionen Barrel pro Tag einsparen, dem stehen jedoch + 25 Millionen Barrel pro Tag Nachfragesteigerunen der stark wachsenden Volkswirtschaften gegenüber. Knappheiten sind somit vorprogrammiert
2. Ein nicht in ausreichendem Maße zu steigerndes Ölangebot: selbst die OPEC rechnet nur noch mit einer Ölangebotsausweitung von bis zu 116 Millionen Barrel pro Tag bis zum Jahre 2025, die IEA (Internationale Energieagentur) nur bis maximal 100 Millionen Barrel pro Tag- und diese können nur erreicht werden, wenn in auseichendem Maße in die Ölförderung investiert wird- die Finanzkrise verschärft das Problem massiv: der Ölpreis ist niedrig, die Investitionen lohnen sich nicht, da viele Ölförderstätten sehr teuer sind (Tiefsee, Permafrostboden). Zudem führt die Finanzkrise dazu, dass insgesamt weniger investiert wird. Das grüne Paradox geht davon aus, dass das Ölangebot beliebig ausgeweitet werden kann, wir sind jedoch viel zu nah am Peak Oil, als dass dies heute noch zutreffen könnte.
3. Preisunelastische Nachfrage: die Nachfrage ist relativ preisunabhängig, d.h. sie steigt weiter, obwohl der Preis steigt. Der Ölpreis wird steigen, da das Angebot nicht ausreichen erweitert werden kann und die Nachfrage aus insbesondere stark wachsenden Volkswirtschaften deutlich ansteigen wird.

All diese Faktoren widerlegen das so genannte grüne Paradox. Zumindest für den Ölmarkt, anders auf dem Kohlemarkt: Kohle steht noch die kommenden 200 Jahre in ausreichendem Maße in vielen Ländern der Welt preisgünstig zur Verfügung – aus Klimaschutzgründen kommt es dazu, dass heute mehr Kohle Verwendung findet, sei es für die Stromherstellung, Mobilität zur Herstellung von Kraftstoffen aus Kohle (Coal to Liquid) oder Wärme/Kühlung. Daher muss der Klimaschutz bedeuten, dass neue und umweltfreundlichere Techniken entwickelt werden, die den Klimaschutz Rechnung trägt. Das ist leider in der Diskussion viel zu kurz gekommen, da der Ölmarkt im Fokus stand. http://www.munich-economic-summit.com/mes_2009/speeches.htm
Dennoch ist es eine gelungene Veranstaltung gewesen und es macht Sinn, über derartige Theorien intensiv zu diskutieren. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich meine Ideen einbringen konnte.