1. Welche Rahmenbedingungen muss die EU-Kommission setzen, um Europas Energieversorgung und Energieeffizienz zukunftsfähig zu gestalten?

Europa muss ihren Handlungskatalog für mehr Klimaschutz und Energiesicherheit verbessern und fortführen. Zentrale Elemente der Energiepolitik sind der Klimaschutz, die Reduktion der Energieimportabhängigkeiten durch die Stärkung heimischer Energieträger wie insbesondere erneuerbarer Energien, die Diversifikation von Energieanbieterländern, die Verbesserung der Energieeffizienz, und die Erforschung von innovativen, CO2 freien Energietechniken. Zudem ist es ein wichtiges Anliegen der Europäischen Kommission, den Wettbewerb im Strom- und Gassektor zu stärken und zu verbessern. Europa hat sich seit über einem Jahrzehnt zum Ziel gesetzt, einen einheitlichen und zuverlässigen EU Binnenmarkt für Strom und Gas sicherzustellen. Der Wunsch besteht vor allem darin, ein zuverlässiges Energieangebot und Versorgungssicherheit zu gewährleisten und marktwirtschaftliche Preise zu garantieren. Doch der Wunsch ist noch lange nicht Wirklichkeit. Zur Verbesserung des Wettbewerbs auf dem Strom- und Gasmarkt übersieht Europa noch immer, dass derzeitige Strukturen nur schwer aufzubrechen sind, die Struktur der Energieanbieterstaaten oligopolistisch ist. Eine Europäische Regulierungsbehörde wäre notwendig, um die verkrusteten Marktstrukturen aufzubrechen, einen einheitlichen und diskriminierungsfreien Marktzugang für alle Marktakteure in Europa zu garantieren und die notwendigen Ausgangsbedingungen für einen langfristig stabilen Energiemarkt in Europa sowie der Anbindung an Europäische Nachbarländer sicher zustellen.

2. Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie bei den Themen Versorgungssicherheit, Nachhaltigkeit und Wettbewerb? Wie gewichten Sie ihre Bedeutung für die EU-Energiepolitik?

Europas so genannte „Ziele“ umfassen die Reduktionen der Emissionen bis zum Jahre 2020 um 20 % , der Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien an der Energieversorgung auf 20 % ,zudem soll die Energieeffizienz deutlich verbessert werden. Im Bereich Klimaschutz soll zudem das Emissionsrechtehandelssystem weiter ausgebaut und verbessert werden. Insbesondere werden die Emissionsrechte künftig zentral verteilt, gesteuert und überwacht. Im Bereich Versorgungssicherheit wird Europa zudem verstärkt eine Diversifizierung der Energieanbieterländer voranbringen, u.a. durch den Ausbau weiterer Pipelines und den Bau von Flüssiggasterminals.

3. Welchen Prioritäten sollte die EU-Kommission bei Förderungsmaßnahmen im Energie-Sektor folgen?

Es ist noch ein langer und weiter Weg zu einer wirklich gemeinsamen Europäischen Energiepolitik. Die einzelnen EU Länder sind in unterschiedlichem Maße von den EU Zielen entfernt. Einzelne Länder innerhalb der EU setzen unterschiedlichste Instrumente zum Ausbau der erneuerbaren Energien ein und tragen mehr oder weniger gut zum Klimaschutz bei. Europa muss hier ein Monitoring- und Bestrafungssystem bei Nichteinhaltung erarbeiten und umsetzen. Zum Ausbau der erneuerbaren Energien wäre es wünschenswert, dass möglichst viele Länder ein festes Einspeisevergütungssystem einsetzen, welches dann in ein marktwirtschaftliches Instrumentarium in allen Ländern münden sollte. Eine EU Binnenstrategie für eine nachhaltige Energieversorgung und mehr Klimaschutz muss eine Harmonisierung der politischen Instrumente und Maßnahmen voranbringen und gemeinsam die notwendigen Ziele umsetzen.

4. Welche Projekte/Forschungen brauchen politische Unterstützung?

Besonders dingend ist der starke Ausbau der Infrastruktur, dazu sollten Großprojekte, die sowohl den Energiehandel zwischen Europäischen Ländern verbessern als auch die Energieversorgung aus erneuerbaren Energien sicherstellen, gefördert werden. Insbesondere Großprojekte zur Infrastruktur wie zum Beispiel Desertec, welches Afrikanische Länder und die Europäischen Mittelmeeranrainerstaaten miteinander verbindet oder auch Seatec, welches die Skandinavischen Länder mit Europa verbindet, sind zentrale Projekte für Europa. Europa kann seine Ziele des Ausbaus erneuerbarer Energien, zur Sicherung der Energieversorgung und zur Verbesserung des Wettbewerbs nur mittels derart großer Infrastrukturprojekte sicherstellen. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass Europa möglichst rasch die Realisierung derartiger Projekte unterstützt. Neben einem klugen außenpolitischen Dialog müssen vor allem die regulatorischen Ausgangsbedingungen erfüllt sein. In den kommenden Jahren sollten alle Projekte zur Verbesserung der Versorgungssicherheit gefördert werden, zudem Forschungsprojekte zur klimaschonenden Energieerstellung unterstützt werden wie die Solarenergie, die Einlagerung von CO2 (CCS), sowie innovative und klimaschonende Antriebstechniken. Zudem sollte die Energie- Infrastruktur ausgebaut werden, Europa muss hierfür die notwendigen Rahmenbedingungen und zudem durch einen klugen außenpolitischen Dialog die notwendige Basis der Energieversorgungssicherheit schaffen.

5. Wohin kann/soll sich der europäische Energiemix in den kommenden 30 Jahren entwickeln?

Die Energieversorgung muss klimaschonend, sicher aber auch bezahlbar sein. Fossile Energien allen voran Öl und später auch Gas werden knapper und teurer. Die fossile Ressource Kohle steht uns zwar noch sehr lange zur Verfügung, die Verbrennung verursacht jedoch klimagefährliche Treibhausgase. Das bedeutet, dass die Kohletechnologie umweltschonend werden muss, die erneuerbaren Energien müssen ausgebaut werden, muss Europa viel mehr Energie einsparen und verstärkt Wärme und Stromproduktion gleichzeitig produzieren und nutzen sowie klimaschonende Antriebsstoffe und -techniken einsetzen. Langfristig sollte die Energieversorgung auf erneuerbare Energien umgestellt werden.