Der BDI knüpft ambitioniertere Klimaziele für die EU immer noch daran, dass internationale Vereinbarungen geschlossen werden, in denen sich auch andere Industrie- sowie die Schwellenländer verpflichten. Warum tut sich die deutsche Industrie so schwer mit einer Vorreiterrolle?
Viele Industrien fürchten Wettbewerbsnachteile- dabei gibt es zahlreiche Unternehmen auch innerhalb des BDI enorm von der Energiewende und vom Klimaschutz profitieren. Viele deutsche Anbieter im Bereich der nachhaltigen Energieversorgung und Mobilität sind weltweit führend. Es gibt immer mehr Unternehmen, die die Vorreiterrolle annehmen und sich aktiv in die Zukunftsmärkte hinein bewegen. Denn die Investitionen in Zukunftsmärkte sind lohnender denn je: ob nachhaltige Mobilität, erneuerbare Energien, klimaschonende Antriebstechniken, Ressourcen und Materialeffizienz, Klimaschutztechniken, Energie- oder Finanzdienstleistungen, Abfallverwertung oder intelligente Infrastruktur: in keinen Markt werden in den kommenden Jahrzehnten mehr Investitionen fließen als in die zukunftsweisenden Energie- und Mobilitätsmärkte. Die deutsche Wirtschaft kann dabei wie keine andere von dem Boom in erneuerbaren Energien, bei neuen Kraftwerken, Energieeffizienz, bei nachhaltigen Gebäude und Mobilität profitieren. Denn hierzulande ist das notwendige Knowhow im Anlagen-, Infrastruktur- und auch Kraftwerksbau zur Genüge vorhanden. Hunderttausende neue Arbeitsplätze können so neu geschaffen werden.

Was ist dran am Argument der Wettbewerbsnachteile (Studien zeigen ja, dass der Klimaschutz für weite Teile der Industrie keine erheblichen Negativ-Wirkungen hat)?
Nicht nur keine Negativ- Wirkung, sondern bedeutend positive: neue Absatzmärkte werden geschaffen, deutsche Unternehmen sind weltweit führend. Ein Ranking von 500 global agierenden Konzernen (Carbon Disclosure Project) offenbart regelmäßig, dass all jene Konzerne für Kapitalanleger besonders attraktiv sind, die sich der Herausforderung nachhaltiger Energieversorgung und Mobilität erfolgreich stellen. Die ersten vier Plätze belegen allesamt deutsche Konzerne. Entgegen öffentlicher Behauptungen finden sich unter den ersten vier ebenso zwei Chemiegiganten, welche wichtige Produkte als Ersatz zum Öl oder aber eine lange Liste von energiesparenden Produkten und Techniken produzieren. Einen besseren Beleg für die Wirtschaftlichkeit eines erfolgreichen Klimaschutzes kann es kaum geben.

Gruppierungen wie die 2-Grad-Initiative wollen voran gehen und fordern u.a. das 30 %-Reduktionsziel für die EU und die Ausweitung des Emissionshandels. Sehen wir hier innerhalb der Industrie einen Kampf neu gegen alt?
Es scheint immer wieder einen Reflex mancher Industrievertreter zu geben, der sich prinzipiell gegen Klimaschutz wendet. Sicherlich ist es wichtig, dass man besonders benachteiligte Unternehmen, die energieintensiv sind und im internationalen Wettbewerb stehen, nicht unnötig stark belastet. Dem wird allerdings schon lange Sorge getragen: es gibt Ausnahmen vom Kauf der CO2 Rechte, der Zahlung der EEG Umlage oder Ökosteuer.

Was sagen Sie den Unternehmensvertretern, die sich gegen Klimaschutzauflagen wehren?
Die Märkte gehören denen, die sie sehen.