Das würde man zunächst denken- aber aus zwei Gründen glaube ich, dass die derzeitige Finanzkrise gut für den Klimaschutz ist. Zum einen: schon seit längerem werden Unternehmen nach ihren mittel- bis langfristigen Zielen und den nachhaltigen Umgang mit Energie und der Umwelt bewertet. Neben direktem Klimaschutz werden Unternehmen auch nach ihrer sozialen Verantwortung und ethischen Unternehmensführungen bewertet. Unternehmen, die sich gezielt in den Klimaschutzmarkt hinein bewegen oder zumindest deutlich machen, wie sie die zentralen Herausforderungen des Klimaschutzes und des nachhaltigen Umgangs mit Energie und Rohstoffen bewerkstelligen wollen, werden ohnehin marktwirtschaftlich die Nase vorn haben. Aber auch immer mehr Rankings screenen die Unternehmen danach, ob sie für Kapitalgeber gemäß den mittelfristigen Anforderungen aufstellen. Unternehmen, die sich zentral der Herausforderung stellen und ihre Unternehmensziele transparent und nachvollziehbar machen können, werden gerade nach dieser harten Finanzkrise, noch attraktiver werden. Denn Kapitalgeber werden gerade nach dieser negativen Erfahrung an den Finanzmärkten noch genauer hinschauen, wo ihr Geld hinfliesst. Im Zuge der Recherche meines neuen Buches „ Die andere Klima-Zukunft- Innovation statt Depression“, ist sehr deutlich geworden, dass Unternehmen, die Klimaschutz und nachhaltige Energieversorgung Ernst nehmen, mittel- bis langfristig die Nase vorn haben werden und damit noch attraktiver für Kapitalgeber sein werden.
Der zweite wesentliche Grund ist der, dass nach dieser Krise niemand mehr lautstark nach der Notwendigkeit staatlicher Interventionen fragen und lautstark die Kosten in frage stellen wird. Was sind 5 Mrd. Euro in Deutschland für die Förderung erneuerbarer Energien- mit denen bisher 230.000 Arbeitplätze geschaffen wurden- gegen 250 Mrd. Euro, die nun von den deutschen Steuerzahlern zur Sicherung der Banken abverlangt werden? Was sind 5 Mrd. Euro gegen die 19 Mrd. Euro, die Deutschland allein im ersten Halbjahr 2008 für die Erhöhung der Preise fossiler Energien zahlen musste? Die Finanzmarktkrise hat deutlich gemacht, dass der Staat sinnvoll sein kann- ja manchmal eingreifen muss, nämlich genau dann, wenn die Märkte sich selbst nicht mehr heilen. Beim Klimaschutz und bei der Energieversorgung darf man es nicht so weit kommen lassen, dass das Wirtschaftssystem kollabiert. Ein Kollaps aufgrund exorbitanter Klimaschäden oder Kosten für fossile Energien muss verhindert werden. Aus diesem Grund glaube ich, dass man aus dieser Krise eines lernen kann: dass der Markt sich nicht immer selbst heilt und der Staat genau dann eingreifen muss, wenn Marktversagen sichtbar wird. Diejenigen, die vor der Krise lautstark den Markt gefordert haben, der bei hohen Ölpreisen quasi automatisch Alternativen mal eben schnell hervorbringt und die Kosten des Klimaschutzes schon leicht bezahlt werden könnten, werden es zumindest schwerer haben, sich Gehör zu verschaffen. Aus diesem Grund kann man heute einmal mehr davor warnen, dass die Gesellschaft erst auf die Krise und den Kollaps warten soll, bevor sie reagiert. Aus der Finanzkrise haben wir gelernt, dass es am Ende richtig teuer werden kann. Richtig teuer wird es auch, wenn wir erst auf exorbitant hohe Ölpreise warten und nicht rechtzeitig auf eine CO2 freie, sichere und bezahlbare Energie umstellen.