… können wirklich 2 Millionen neue Jobs im Bereich Klimaschutz entstehen?
Die SPD und der Kanzlerkandidat Frank Walter Steinmeier setzen voll und ganz auf grüne Märkte und nachhaltige Mobilität und wollen allein 2 Millionen neue Jobs in diesem Bereich schaffen. Zunächst ist es gut und richtig, dass die wirtschaftlichen Chancen der nachhaltigen Energieversorgung und Mobilität erkannt werden. Ich freue mich sehr, dass Herr Steinmeier einige Punkte meiner Check Liste“ aus dem Buch Jetzt die Krise nutzen“ so aktiv umsetzen will! Bravo!!
Es ist richtig: die politischen Weichen müssen sehr viel stärker als bisher in Richtung Klimaschutz gestellt werden. Die deutsche Wirtschaft hat die besten Ausgangsvoraussetzungen, ihren Wettbewerbsvorteil in Punkto Umwelt- und Klimaschutz weiter auszubauen. Viele Nationen, allen voran die USA und auch China haben erkannt, dass die Wirtschaft mittel- bis langfristig auf grüne Techniken umstellen muss, um überhaupt wettbewerbsfähig zu sein. Neben der verbesserten Energieeffizienz werden vor allem auch die erneuerbaren Energien deutlich an Gewicht gewinnen, sowie nachhaltige Mobilitätskonzepte wie die von Herrn Steinmeier angeführte Elektromobilität. Wenn alles gut läuft, kann die deutsche Wirtschaft vom Boom der Branchen der erneuerbaren Energien profitieren, aber auch durch den Ausbau der Energieeffizienz, innovativer Kraftwerkstechnologien und Antriebstechnologien aber auch in den klassischen Umweltschutzbranchen wie Müllverarbeitung, Recycling und Wasseraufbereitung weiterhin Weltmarktpotentiale ausbauen. Der Weltmarkt wird boomen, und es hängt von der Risikofreudigkeit deutscher Unternehmer ab, wie gut oder schlecht sie von diesen Entwicklungen profitieren. Denn eines steht fest: die Konkurrenz schläft nicht. Auch US Amerikanische oder chinesische Unternehmen werden versuchen, die Weltmarkanteile für sich zu gewinnen. Alles in allem sieht es aber gut aus für die deutsche Wirtschaft und es ist gut, dass die Politik diese Entwicklung unterstützt. Allerdings ist die Prognose, in den Klimaschutzmärkten allein 2 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze zu generieren, wirklich optimistisch. Denn es wird in der deutschen Wirtschaft einen Strukturwandel geben, den wir heute schon beobachten können: frühere Zulieferer der Autoindustrie beispielsweise arbeiten heute für die Herstellung von Anlagen erneuerbarer Energien. Wenn der Weltmarkt deutlich an Gewicht gewinnt- und das wird er-, dann werden auch deutsche Firmen davon profitieren können. Aber selbst in einem solchen Szenario könnte die Anzahl von heute ca. 1,5 Millionen Beschäftigten im Bereich Umweltschutz auf 2,2 Millionen bis zum Jahr 2020 ansteigen. Allerdings werden im Bereich Maschinenbau und Automobilbranche zeitgleich ca. 100.000 Beschäftigte durch Strukturwandel und Verlagerungen verloren gehen, sodass in der Summe ca. 1 Million neue Jobs im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes realistisch erscheint. Und auch sicher, denn schon heute haben wir einen Fachkräftemangel in den Bereichen der hochqualifizierten Beschäftigten, und zwar nicht nur im IT Bereich sondern gerade auch in den naturwissenschaftlichen und technischen Berufen.
Wie dem auch sei, interessant ist doch, dass derzeit nahezu alle Parteien verstanden haben, dass Klimaschutz Arbeitsplätze schafft und der Klimaschutz der Weg aus der Krise ist. Wie viele neue Jobs tatsächlich entstehen werden, hängt natürlich davon ab, wie gut oder schlecht die deutschen Konzerne auf die neuen Anforderungen reagieren. Denn die internationale Konkurrenz schläft nicht und will von diesen Weltmarktanteilen ein großes Stück abhaben. Viele deutsche Großunternehmen, wie beispielsweise Siemens und mittlerweile auch zähneknirschend BASF, haben sehr gut verstanden, dass mit Klimaschutz viel Geld zu verdienen ist. Die deutschen Automobilhersteller verstehen es zwar auch, tun sich aber noch immer unglaublich schwer, die richtigen Weichen zu stellen. Aber auch die Politik inklusive der regierenden SPD hätten natürlich schon viel früher alles tun können um der Autobranche wirklich zu helfen: anstelle von intensiven Interventionen vor allem in Brüssel gegen innovative Automobiltechnologien und anstelle von Abwrackprämien würde man der Branche wirklich helfen, wenn man ihr in der Markteinführung neuer Antriebstechniken finanziell unter die Arme greift. Der Automobilmarkt bleibt angespannt, keine Frage. Wenn das Szenario der SPD Wirklichkeit werden soll, müssen die Konzerne allerdings richtig risikofreudig werden und eine yes we can“ Mentalität an den Tag legen. Steinmeier scheint bereit zu sein, und sieht genau wie Obama yes we can“ Potentiale für die deutsche Wirtschaft- wenn er es auch mit seinen Worten sagt. Yes.we. can.